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Phantasielose Fäkal-Fantasy:
Operation Grüner Pfirsich

Booom! Mit einem ohrenbetäubenden Knall segnet Bills Fernseher das Zeitliche. Damit der geplante Kung-Fu-Filmabend mit seinem Kumpel Karl dennoch nicht ins Wasser fallen muss, leihen sich die beiden kurzentschlossen die Glotze einer Nachbarin. Dass die Asiatin nicht uneigennützig auf das Gerät verzichtet, registrieren die Jungs, als sie sich beim Start des Videos urplötzlich in die künstlich geschaffene Filmwelt der Frau versetzt sehen.
Mit "Operation Grüner Pfirsich – Auf der Suche nach dem Glück" haben Philip Beran und Maximilian Netter ein fiktives - wenig tiefsinniges - Hörspiel geschaffen. Freunden von Kampf, Krach und Kraftausdrücken dürfte das Buch für den Moment zusagen, jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Als "kotzender Kranich" und "Rülpsender Drache" finden sich die Freunde in einen asiatischen Stall transferiert. Ihr Auftrag lautet, gemeinsam mit weiteren Samurai das goldene Schwert gegen die Soldaten des übermächtigen dunklen Kaisers zu verteidigen. Das ist die einzige Möglichkeit, das Oberhaupt der Filmwelt zu besiegen und das Reich der sieben Berge von seiner Schreckensherrschaft zu befreien.
Als sie angegriffen werden, verhilft die Schönheit Sharona den Jungs zur Flucht und bringt sie in einer Hütte in Sicherheit. Dort treffen sie auf Jürgen und Toy, von denen sie erfahren, dass ihre Nachbarin die Schöpferin der unheilvollen Filmwelt wart
Zu ihrer Belustigung saugt sie Menschen in die irreale Sphäre, setzt die "verlorenen Seelen" Gefahren aus, um ihnen dann beim Sterben zuzuschauen. Allein das Ableben des Kaisers verspricht ein Entkommen aus diesem wirklichkeitsfremden, todbringenden Dasein.
Wie ein Segen erscheint daher der Funkspruch, dass es entführten Seelen im Tal der Toten gelungen ist, Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Die Gruppe beschließt, sich auf den Weg zu der Siedlung zu machen.
Jürgen bleibt zurück, um seine Kameraden mit Hilfe von Kameras vor sich nähernden Angreifern zu warnen. Mit ihnen kann er die gesamte Filmwelt überblicken.
Kurz vor dem Ziel richtet Sharona die Waffe auf ihre Begleiter und fordert das goldene Schwert ein. Sie hasse ihr langweiliges, einsames Leben als Supermarktkassiererin mit all den unfreundlichen Kunden, in dem als einziges Abenteuer die verkorkste Ehe der Eltern herhalten muss. Eine Rückkehr aus diesem Paradies, das ihr so viel Abwechslung und Spannung bereite, wolle sie daher unbedingt verhindern.
Eine Verbündung mit der Nachbarin sei ihr oberstes Ziel. Bill, Karl und Toy versuchen verzweifelt, sie zur Vernunft zu bringen. Da tut sich lautstark eine Felsspalte auf und verschluckt Sharona samt Schwert.
Die Drei setzen ihren Weg fort. Wenige Zeit später erreichen sie die vermeintliche Zivilisation.
Anstelle der erhofften Hilfe sehen sich die Gefährten jedoch mit menschenähnlichen Wesen konfrontiert, die sie erbarmungslos hinrichten. Jürgen, der die gesamte Szenerie beobachtet hat, lässt sich als Agent 37 mit der Nachbarin verbinden und teilt ihr mit: "Operation Grüner Pfirsich erfolgreich ausgeführt – keine Überlebenden."
Was will dieses Hörspiel vermitteln? Traue keinem deiner Mitmenschen? Sei anderen Personen gegenüber stets misstrauisch, weil du dich ansonsten schnell mit Unheilvollem auseinandersetzen musst?
Sinnlos geführte Leben bringen Individuen hervor, die Zerstreuung in Form von Gewalt und Unterdrückung der Tristesse des eigenen Daseins bevorzugen? Es ist schwer vorstellbar, dass die Produzenten des Hörspiels dieses Ziel verfolgt haben.
Da bleibt es einem nur übrig, dass knapp 40-minütige Hörbuch als ein reines Unterhaltungsmedium ohne Tiefgang zu betrachten. Denn insgesamt fehlt es der Geschichte an Schwung.
Die Wendungen kommen nicht so überraschend und originell daher, wie vielleicht gewünscht. Die Dialoge wirken durch die defizitäre Sprechtechnik sowie die überspitzte Betonung der Sprecher allzu künstlich und hölzern. Der hohe Anteil an Fäkal-Ausdrücken nervt zudem das Hörer-Ohr.
In Hinblick auf den inhaltlichen Aspekt ist man geneigt, den Produzenten andere Freizeitbeschäftigungen als Horrorfilme oder gewalttätige Konsolenspiele ans Herz zu legen.

kwn

"Operation Grüner Pfirsich"
von Philip Beran und Maximilian Netter


Infos:
xx
erschienen: xx

Datum: 24.3.09

 

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